Universitäts-Sternwarte Jena

das Observatorium  des Astrophysikalischen Instituts  der Friedrich-Schiller-Universität Jena bei Großschwabhausen

In Jena wird seit der Gründung der Universität im Jahr 1548 ununterbrochen Astronomie betrieben. Die Beobachtungen waren aber immer behindert durch die Lage der Stadt im Saaletal. Bereits 1897 hatte Dr. Otto Knopf, Assistent von Prof. Dr. Ernst Abbe als Sternwartendirektor, nach einem Besuch südosteuropäischer Observatorien eine Beobachtungsstation außerhalb des Tals gewünscht, da die »beständig herrschende unruhige und meist auch noch unreine Luft im Saaltal« seine Messungen störte. Als 1928 ein Nachfolger für Prof. Dr. Otto Knopf berufen werden sollte, wurden zum Bau einer neuen Sternwarte von Standorten bei Tautenburg und Großschwabhausen aus Untersuchungen zur Himmelsqualität durchgeführt. Die Weltwirtschaftskrise jener Jahre verhinderte aber die Realisierung des Bauprojektes, ebenso wie die Kriegsvorbereitungen in den 1930er Jahren, als ein erneuter Antrag von Prof. Dr. Heinrich Siedentopf abgelehnt wurde. Prof. Dr. Hermann Lambrecht, der seit Oktober 1945 der Jenaer Sternwarte vorstand, hatte 1934 bei Siedentopf promoviert und kannte die Pläne zur Errichtung eines neuen Observatoriums unter einem dunklen und wenig lichtverschmutzen Himmel außerhalb Jenas. Am 20. Februar 1950 übergab er dem zuständigen Minister seinen Antrag.

Er wollte »ein Institut vom Jahre 1955 und nicht etwa eines von 1925« aufbauen. Nach langen Verhandlungen über die Finanzierungsmöglichkeiten und den Standort des Observatoriums wurden schließlich die Aufträge zum Bau des Sternwartengebäudes im Forst bei Großschwabhausen sowie eines 90-cm-Spiegelteleskops bei der Firma Zeiss in Jena erteilt. Das Gebäude der Sternwarte bei Großschwabhausen wurde vom Jenaer Architekten und Bauhausschüler Hans Schlag entworfen und steht heute unter Denkmalschutz.

Am 2. Dezember 1962 öffnete sich an der Universitäts-Sternwarte Jena erstmals die Kuppel zur nächtlichen Himmelsbeobachtung. Das 90-cm-Spiegelteleskop kann in zwei verschiedenen Betriebsarten genutzt werden. Als Schmidt-Kamera ermöglicht es die Abbildung großer Gesichtsfelder am Himmel. Die hohe Lichtstärke des Teleskops erlaubt dabei noch die Abbildung leuchtschwacher Sterne, Gasnebel und Sternhaufen. Im sogenannten Nasmyth-Modus kann das Teleskop zur Photometrie und Spektroskopie von Himmelsobjekten genutzt werden. Neben dem großen 90-cm-Spiegelteleskop stehen den Astronomen noch zwei weitere kleinere Teleskope mit 20 und 25 cm Objektivdurchmesser zur Verfügung, die alle zusammen auf einer Gabelmontierung betrieben werden. Nach der Restaurierung von Gebäude und Einrichtungen der Haustechnik sowie einer aufwendigen Modernisierung der an der Sternwarte eingesetzten astronomischen Beobachtungsinstrumente konnte im Jahre 2006 der Beobachtungsbetrieb wieder mit voller Kraft aufgenommen worden. Heute wird die Sternwarte zur astronomischen Erforschung aktueller Himmelsereignisse, für die Suche nach veränderlichen Sternen in Sternhaufen und Sternentstehungsgebieten sowie zur Beobachtung und Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, den so genannten Exoplaneten, genutzt.

Bereits kurz nach der Wiederinbetriebnahme hat es eine Reihe weithin beachteter Ergebnisse aus Jena gegeben (siehe http://www.astro.uni-jena.de/Observations/gsh/gsh_papers.htm) sowie auch durch Anwendung spezieller Meßmethoden die Entdeckung eines neuen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (siehe http://www.astro.uni-jena.de/wasp3i/Wasp3-deutsch-PR-FSU-Jena.pdf).

Die Universitäts-Sternwarte Jena hat die Internetseite http://www.astro.uni-jena.de/Observations/gsh/gsh_index.htm, das Astrophysikalische Institut der Friedrich-Schiller Universität Jena ist unter der Adresse http://www.astro.uni-jena.de/ erreichbar. Die Sternwarte wird normalerweise nur zur astronomischen Forschung und zur Ausbildung der Studierenden der Universität Jena in astronomischen Beobachtungstechniken genutzt und ist für Besucherinnen und Besucher nicht geöffnet. Es finden aber immer wieder Tage (bzw. Nächte) der offenen Tür statt. Auch Gruppen können sich zur Besichtung der Sternwarte anmelden.

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