Am Sonntag, den 4. Juni 2023
um 10:00 Uhr an der Kirche in Großschwabhausen
lädt der Verein für Ortsgeschichte Großschwabhausen e.V. alle interessierten Großschwabhäuser und natürlich alle Heimatfreunde aus nah und fern zur diesjährigen „Jubiläums-Flurwanderung“ ein.
Die diesjährige Strecke führt uns nach Norden, vorbei an der alten Kastanie, durch blühende Felder direkt in unser Nachbarörtchen Hammerstedt.
Hammerstedt liegt am Talanfang des Sulzbachs. Die Ersterwähnung von Hammerstedt findet sich im Fuldaer Güterverzeichnis um 900 als Hamarestete. Der Name lässt sich als „Siedlung des Hamer“, ein germanischer Personenname interpretieren. Die Einwohner des Örtchens wurden von zahlreichen Katastrophen gebeutelt: Ein Hochwasser im Jahre 1613, der Dreißigjährige Krieg und ein Großbrand im Jahre 1784. Eine überregionale Besonderheit sind 12 reichsfreie Bauernhöfe, die es hier einst gab. Sie waren keiner anderen Herrschaft als dem Kaiser selbst direkt und unmittelbar unterstellt und ihre Geschichte werden wir hören.
Frau Heike Bartholomes interessiert sich sehr für die Geschichte ihres Heimatortes. Sie lädt uns ein, in der Kirche spannenden Episoden aus Hammerstedt zu lauschen. Die Kirche wurde nach dem großen Ortsbrand 1787 neu errichtet und ist als wichtigstes Denkmal eines Ortes auch hier unser Anlaufpunkt.
Am Sulzbach entlang gehen wir weiter, queren die Bundesstraße und erreichen schon nach wenigen Minuten die Flur von Kapellendorf. Immer wieder werden wir kurze Pausen am Wegesrand einlegen, beispielsweise um die Lage ehemaliger Dörfer, wie Neusiß, Hausdorf oder Aspa, welche aus den unterschiedlichsten Gründen wüst gefallen sind, zu erkunden. Herr Frank Jelitzki vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie lädt uns ein, sein umfangreiches Wissen auf diesem Gebiet mit ihm zu teilen.
Der Ort Kapellendorf hat wohl eine der ältesten Kirchen in Thüringen. Die wenigsten wissen, dass sie seit 1235 zu einem Zisterzienser- Nonnenkloster gehörte, welches fast 300 Jahre Bestand hatte. Ab dieser Zeit existieren auch schriftliche Quellen zur Kirche des Ortes, da Kapellendorf jedoch seinen Ortsnamen von der Existenz einer Kirche oder Kapelle erhielt, ist davon auszugehen, dass schon viel früher hier ein Gotteshaus bestand, welches größere Bedeutung auch für die umliegenden Orte hatte. Leider sind keinerlei bauliche Reste des Klosters vorhanden, sodass nur die zahlreich vorhandenen Dokumente die Geschichte der Kirche und des Klosters erforschen lassen.
Die Kirche St. Maria und Bartholomäus wurde vermutlich bereits wenige Jahre nach der Ortsgründung errichtet. Sie war zugleich Pfarrkirche des Ortes und wurde von den Kirchbergern zur Grablege bestimmt. Vom ersten ursprünglichen Kirchenbau ist vermutlich nichts mehr erhalten. Wie die Kirche und das Zisterzienserkloster ursprünglich mal aussahen, wird uns der derzeitige Stadtarchivar von Mühlhausen, Herr Helge Wittmann nahebringen. Er hat eine Zeit lang in Kapellendorf gelebt und auch ein Buch über die Geschichte des Klosters geschrieben. Wir freuen uns sehr, dass er uns auf der Wanderung begleitet und uns die Kirchen- und Klostergeschichte und das Leben zur damaligen Zeit vorstellt.
Im Anschluss ziehen wir weiter in die Wasserburg, einstmals Burg Aspann oder Aspana. Diese starke Burg mit Kemenate, Prinzessinnenbau, Zwinger, Burgverlies, Türmen und Wassergraben wurde ursprünglich etwa um die Zeit der Klostergründung vom Burggrafen von Kirchberg angelegt. Sie diente in dieser langen Zeit als Schloss, starke Festung, Justizamt, Rentamt, Kornmagazin, Hauptquartier des Fürsten Hohenlohe am Tag nach der Schlacht 1806 und bis 1879 auch als sogenannte Irrenanstalt. Hier gibt es viel zu entdecken, vielleicht noch manchen Schatz zu heben und auch für uns wird sie zur „Jubiläums-Wanderung“ einige Überraschungen bereithalten.
Auf dem Burghof zwischen Verliesturm und Stallgebäude fanden zwei schöne Steindenkmale eine neue Heimat: die „Großmutter“, ein ehemaliges Steinkreuz aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, welches rigoros zum Wegweiser umgearbeitet wurde und das „Müller-Röschen“, ein aufrechtstehender Kreuzstein, der bis 1974 auf dem nahen Sperlingsberg stand und eine Sage verbirgt. Das wird uns unser Vereinsfreund Frank Störzner erläutern.
Gut gestärkt treten wir dann den Heimweg über den Kapellendorfer Galgenberg an, heute besser bekannt als Sperlingsberg mit seinem schönen Gedenkturm von 1906, welcher an die letzte Schlacht 100 Jahre zuvor erinnert, die zwischen Preußen und Franzosen ganz in der Nähe stattfand. Das diesjährige Ziel ist in Großschwabhausen wieder der Gasthof Hänsgen, wo wir den Abend gemeinsam ausklingen lassen und das Erlebte Revue passieren lassen wollen.
Wir freuen uns auch in diesem 10. Jahr auf zahlreiche Wanderer und wieder einen wunderschönen, erlebnisreichen Tag bei bestem Wetter!
Für die Organisation der Wanderung, Führungen, Eintritte und das traditionelle Mittagspicknick bitten wir um eine kleine Aufwandspauschale zwischen 10 € – 20 € (die noch nicht abschließend feststeht, aber so gering wie möglich gehalten bleibt) und für Kaffee und Kuchen sowie die Bratwurst und Getränke am Abend sollten Sie einen Unkostenbeitrag einplanen. Mehreinnahmen kommen der gemeinnützigen Arbeit des Vereins zugute. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann gern bei Zwischenzielen zur Gruppe hinzukommen. Sprechen Sie uns einfach an.
ANMELDUNG!
Um besser planen zu können, möchten wir alle Wanderer bitten, sich frühzeitig,
bis spätestens zum 20.Mai 2023
in der Gemeindeverwaltung Großschwabhausen (036454-50217) oder per Mail: ortsgeschichte@grossschwabhausen.de anzumelden und die Kontaktdaten zu hinterlassen.
Jeannette Dennstedt & Diana Brückner-Rentzsch
Verein für Ortsgeschichte Großschwabhausen e. V.