Historisches- wartet hinter jedem Baum, jedem Stein und jeder Mauer!
Während die Unwetter am 29.05.2016 Deutschland heimsuchten, blieb der Himmel über dem Weimarer Land stets hell und sonnig….was ein Wanderglück!
Ein glückliches Lächeln fand man an diesem Sonntag auf jedem Gesicht. Es war wieder ein interessanter Tag, der so manche Überraschung bereithielt. Dr. Pritzkow bot uns einmalige Gelegenheit und zeigte uns den Hochbehälter mit der 1908 gebauten Wasserleitung von Großschwabhausen nach Hohlstedt. Geschichte der Technik – mehr als 100 Jahre alte, aber immer noch innovativ und überlebenswichtig.
100 Wanderer ergründeten den historischen Gutspark in Kötschau – einst angelegt von der Familie von Lyncker im 18. Jh. Heute liegt der Park im ewigen Dornröschenschlaf und nur wenn fleißige Helfer mit der Sense einen Weg im Gras bahnen, sind seine Geheimnisse zu ergründen. Zu den wunderschönen Klängen der Posaunen des Isserstedter Posaunenchor zeigte uns der Landschaftsfachmann und Hobbygärtner Tim Hofmann die Gräber der einstigen Gutsfamilie Voigt und den alten Kartoffelkeller, zeigte uns die Umrisse des alten Gutshauses mit seinen Stallungen und die heute noch sichtbare Pflanzenwelt der Parkanlage, auf die auch er nur durch die meterhohen alten Blutbuchen aufmerksam wurde, die auch heute noch über die Baumreihen hinausragen. Eine extra vorbereitete Fotoausstellung mit Aufnahmen, die wir von den Familien Tilche und Köhler sowie Dr. Maetzig – einem ehemaligen Praktikanten und dem ehemaligen Leiter der landwirtschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Prof. Dr. Märtin zur Verfügung gestellt bekommen haben, konnte dem Wanderer einen Eindruck über die einstige Anlage vermitteln, die im Jahr 1996 vollständig abgerissen worden ist. Bei einem liebevoll vorbereiteten Picknick vom Traktorhänger konnten wir uns stärken, bevor wir die einmalige Gelegenheit hatten, die schmucke kleine Kirche mit seiner Gutsherrenloge und seinen Schätzen von Herrn Volker Bachmann einmal erklärt zu bekommen.
Durch wunderbare Frühlingswiesen bestückt mit Frühblühern aller Art wanderten wir vergnügt nach Großromstedt, wo Frau Oßwald in der Kirche und Herr Blochberger im Saal des Gasthaus Langemann uns allerlei Spannendes zu mysteriösem Glockenspuk, Frauenmördern und Urnengräbern aus der Zeit der Hermunduren um 50 n.Chr. erzählten. Als kleine Überraschung konnten wir uns im malerisch historischen Hof der Familie Deile umsehen, was so manche Erinnerung bei dem einen oder anderen weckte. Frisch gestärkt bei Bier und Kaffee fiel die Wanderschar sodann noch in den Gemüsegarten der Familie Oßwald ein, wo uns Frank Störzner noch ein Steinkreuz zeigen konnte. Den Rückweg kurzweilig und fröhlich bahnte sich die Wanderschaft dann über die Kirschallee nach Kötschau zur Einkehr in die „Alte Ausspanne“ im ehemaligen Gasthof von Kötschau. Familie Meixner war so lieb, die Wandersleut einzuladen. Sie zeigten uns die Umsetzung ihres Lebenstraumes und wie sie mit liebevoller Hingabe einen Jahrhunderte alten Gasthof sanieren, restaurieren und Pinselstrich für Pinselstrich wieder in ein Schmuckstück verwandeln. Der Geheimrat v. Goethe höchstpersönlich, der hier auf dem Weg von Weimar nach Jena und zurück bereits gern einkehrte, hinterließ seine Spuren und liefert den Hausherren heute natürlich so manche Anekdote. Staunend, begeistert und ein bisschen sprachlos ließen wir einen schönen Sonntag bei selbstgemachter Bierbowle von Frau Meixner und leckerem Essen vom Braterteam gemütlich ausklingen.
Es ist auch für uns immer wieder faszinierend, wie viele historische Überraschungen in unserer Heimat versteckt liegen und mit den Worten einer begeisterten Wandererin gesprochen: „das Schöne an einem solchen Tag ist, das was bleibt – neue Bekannte und Freunde – sowie Erinnerungen“.
Wir sagen an dieser Stelle einen herzlichen Dank an alle, die diesen Tag mit uns vorbereitet haben und bei der Umsetzung so mancher Idee halfen. Ohne euch, wäre das alles nicht möglich!
Die nächste Wanderung ist schon in Planung und wir freuen uns auch nächstes Jahr im Mai wieder durch die Fluren streifen zu können.
Diana Brückner & Jeannette Dennstedt
Verein für Ortsgeschichte Großschwabhausen